SumUp bietet Unternehmern Zahlungslösungen an. Über 3 Millionen Händler auf der ganzen Welt nutzen das Angebot, um bargeldlose Zahlungen anzunehmen. In einem exklusiven Interview haben wir mit Gunnar Hartmann (Partnerships Acquisition DACH bei SumUp) über den Trend des mobilen Bezahlens gesprochen, die Vorteile der NFC-Technologie, und darüber, ob Bargeld bald nur noch ein Relikt aus vergangenen Zeiten ist.
Gunnar Hartmann
Hallo Herr Hartmann. EC-Karte, Debitkarte, Kreditkarte, was ist denn nun die beste Karte für den täglichen Gebrauch?
Als global agierender Finanztechnologie-Anbieter, dessen Zahlungslösungen für alle Karten funktionieren, haben wir da erstmal keine Präferenzen. Wichtig ist aus unserer Sicht und auch der der Endverbraucher, dass es Bezahlfreiheit gibt. Kunden, egal ob in der Gastronomie, in Ladengeschäften oder auch beim Friseur, sollten so bezahlen können, wie sie am liebsten möchten – mit EC-, Debit-, Kreditkarte, aber auch allen weiteren Optionen wie Smartphone, Rechnung oder Bezahllink. Ein breit gefächertes Angebot an Bezahlmöglichkeiten wirkt sich im Endeffekt auch positiv für Inhaber aus, denn es bietet Komfort und folgt den Kundenwünschen.
Man hat das Gefühl, dass vor allem die großen Banken mehr und mehr die Debitkarten vergeben. Alte Kreditkarten werden hingegen einkassiert. Warum ist das so?
Banken haben in der Vergangenheit immer eine co-branded Giro Karte mit Maestro oder Vpay vergeben, meistens war eine zusätzliche Kreditkarte kostenpflichtig für den Kunden. Daher haben sich viele gegen eine Kreditkarte entschieden. Bei Auslandsaufenthalten oder für Online-Zahlungen ist aber eine Girokarte trotz co-badge meist eine Herausforderung und man ist auf lokales Bargeld angewiesen. Mit der Mastercard bzw. Visa Debitkarte kann man alle Anwendungsfälle vereinen und sowohl online als auch lokal weltweit bezahlen. Ideal also für Kunde und Händler.
Die NFC Technologie (Near Field Communication) macht Karten gar gänzlich überflüssig. Zahlen wir bald nur noch mit Smartphones, Smart Watches und anderen Accessoires?
NFC macht das digitale Bezahlen noch einmal einfacher und schneller. Menschen stehen ungern in Schlangen, um dann zu bezahlen. Alles, was diesen Prozess beschleunigt und komfortabler macht, trägt zur Kundenzufriedenheit bei. Es ist bequemer, einfach sein Smartphone oder seine Smartwatch, die man in der Regel immer dabei hat, zur Bezahlung an ein Gerät zu halten. Das lange Suchen in der Tiefe der Tasche nach dem Portemonnaie entfällt. Das ist ein enormer Vorteil von NFC. Zudem ist es seit Oktober 2019 für Terminalhersteller verpflichtend, nur noch Geräte zu verkaufen, die diese Technologie integrieren. Desto mehr Geschäfte oder Lokale auf digitale Bezahlterminals setzen, umso stärker wird sich diese Technologie auch durchsetzen.
Inwiefern haben vermehrte kontaktlose Zahlungen im Zuge der Coronakrise Ihrem Geschäft einen Ruck gegeben?
Die Coronapandemie und somit auch das Bedürfnis nach hygienischem und schnellem Bezahlen haben den kontaktlosen Zahlungen einen enormen Vorschub geleistet und diesen Trend beschleunigt. In Deutschland wurden 2021 knapp die Hälfte (49 Prozent) aller Kartenzahlungen kontaktlos getätigt, wie eine Analyse unserer Daten gezeigt hat. Obwohl dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr (rund 32 Prozent) eine deutliche Steigerung um mehr als die Hälfte (53 Prozent) zeigt, liegt Deutschland damit allerdings immer noch unter dem Niveau anderer EU-Länder, wie z. B. Italien mit 71 Prozent und Großbritannien mit 87 Prozent. Wir konnten demnach feststellen, dass es im Bereich kontaktloser Zahlungen einen ordentlichen Sprung nach oben gegeben hat.
In Ländern wie Schweden trägt bereits kaum noch einer Münzen und Scheine herum. Führen diese technologischen Errungenschaften auch bei uns bald zum Ende von Bargeld?
Interessanterweise gehört Deutschland zu den Ländern, die sehr an Bargeld hängen. Das ist in vielen anderen Ländern – Schweden nimmt diesbezüglich schon eine Vorreiterrolle ein – weitaus fortgeschrittener. Dies bemerken wir als international agierendes Fintech natürlich in den 35 Ländern, in denen wir aktiv sind. Nichtsdestotrotz sehen wir eine Entwicklung hin zum digitalen Bezahlen in Deutschland, aber das Bargeld hält sich. Auch aufgrund der Coronapandemie hat Deutschland einen großen Schritt hin zum bargeldlosen Zahlen gemacht. Es besteht aber auch weiterhin Aufklärungsbedarf auf Seiten der Händler und auch Kunden, um ihnen zu zeigen, wie komfortabel und vorteilhaft das Angebot und die Nutzung digitaler Bezahlmethoden ist.
Die Deutsche Bank hat kürzlich angekündigt, man wolle in Filialen kein Bargeld mehr ausgeben. Ökonomen der Österreichischen Nationalbank halten den haptischen Euro hingegen für unverzichtbar. Wer hat denn nun Recht?
Die Maxime von SumUp ist Bezahlfreiheit. Wir finden es wichtig, einen breiten Mix an Bezahlmöglichkeiten anzubieten, sodass jeder Kunde so zahlen kann wie er es wünscht und auch die Händler möglichst breite Lösungen anbieten können. Das wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung des Händlers und seines Geschäfts aus. Ganz generell unterstützen wir natürlich auch die fortschreitende Entwicklung der Digitalisierung, da sie den gesamten Prozess – nicht nur beim Bezahlen – für Kunden und Händler nur vereinfacht und beschleunigt.
SumUp agiert vorwiegend als Zahlungs- und Kassenlösung für Geschäfte und Shops. Inwiefern kann man sich auch Online gegenüber dem Branchenprimus Paypal oder Klarna behaupten? Wo liegen die Herausforderungen in diesem Wettbewerb?
SumUp bietet mit seinem 360-Grad-Ansatz maßgeschneiderte Lösungen für Händler, die weit über das Zahlungsterminal hinausreichen: Zusätzliche passende Business-Tools rund um den Verkauf eines Produktes umfassen unter anderem Remote Payments, Rechnungsstellung, Geschäftskonto, die SumUp Card sowie E-Commerce-Lösungen, die alle ideal aufeinander abgestimmt und eng miteinander verzahnt sind. SumUp ebnet seinen Händlern damit den Weg in die Digitalisierung.
Zukunfts-Trend: Biometrisches Bezahlen durch Mimik oder Gestik!
Biometrische Funktionalitäten werden Teil des Zahlungsverkehrs in der Zukunft. Mastercard leistet schon lange Pionierarbeit im Bereich der Biometrie, sowohl in Geschäften als auch online. Sie gilt als sichere Methode zur Identitätsüberprüfung, bei der das Passwort durch die Person ersetzt wird. In Brasilien startete aktuell das erste Pilotprojekt mit Payface und St. Marche. Im Rahmen des Pilotprojekts wird die Payface-Technologie in fünf St. Marche-Supermärkten in São Paulo eingesetzt.
Verbraucher, die diese Supermärkte besuchen, können ihr Gesicht und ihre Zahlungsinformationen über die Payface-App registrieren. Sobald sie angemeldet sind, reicht ein einfaches Lächeln, um an der Kasse ohne Karte oder Mobilgerät zu bezahlen. Weitere Pilotprojekte sind im Nahen Osten und in Asien geplant.