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Fake News während Corona: angebliche Untersterblichkeit hält Faktencheck nicht stand, irreführende Posts spalten Gesellschaft

So, jetzt ist es amtlich! Wir hatten 2020 eine Untersterblichkeit. 2020 sind weniger Menschen gestorben als in den Jahren 2019, 2018, 2017, 2016 und 2015„: Beiträge wie diese kursieren dieser Tage in den Sozialen Medien und werden auf Facebook & Co. tausendfach geteilt. Wie aus einer neuen „Handelskontor“-Infografik hervorgeht, entpuppt sich besagte Aussage bei genauerer Betrachtung als unwahr. 

Während bis zur 11. Kalenderwoche des Krisenjahres 2020 sogar weniger Menschen in Deutschland verstarben, wendete sich das Blatt ab der 12. Kalenderwoche. Wie die Infografik aufzeigt, starben bis zum 13. Dezember des vergangenen Jahres 26.444 mehr Menschen, als im selben Zeitraum der Vorjahre. Bis zu genanntem Datum gibt es definitiv eine Übersterblichkeit, so die Daten des Statistischen Bundesamtes.

Die Sterbefallzahlen von Mitte bis Ende Dezember liegen indes noch gar nicht vor. In den Falschmeldungen wird suggeriert, als handle es sich um die Toten des gesamten Jahres. Doch damit nicht genug.

Tatsächlich wird die Diskussion um die Übersterblichkeit in Deutschland überbewertet respektive zu überhitzt geführt, da geringe Sterbefallzahlen auch Ausdruck einer erfolgreichen Pandemiepolitik sein können. Weitaus gravierender sind Fake News, in welchen der Bundesregierung, Behörden und Statistikämtern die gezielte Vorenthaltung von Informationen vorgeworfen werden, da sie die Grundfesten unserer Demokratie ins Wanken bringen könnten.

Fake News und Corona

Nebst der Tatsache, dass die Falschmeldungen der Toten ab dem 13. Dezember schlichtweg nicht berücksichtigt werden, begehen die Kritiker einen zweiten Fehler: so starben bis zu besagtem Datum im vergangenen Jahr 921.989 Menschen anstatt den fälschlicherweise angegebenen 904.270.

Wie die Infografik aufzeigt, nahm die Anzahl der Toten insbesondere ab November überproportional zu. In der 50. Kalenderwoche starben beispielsweise 4.289 mehr Menschen, als in den Vorjahren. Dass die Bundesrepublik nichtsdestotrotz vergleichsweise glimpflich davonkam, verdeutlicht ein Vergleich mit anderen Staaten. So war Covid-19 im November für 15,2 Prozent der Tode in den Vereinigten Staaten von Amerika verantwortlich.

Die Corona-Krise stellt die Menschheit vor unzählige Herausforderungen, über die es zu diskutieren gilt. Neben den gesundheitlichen Gefahren droht eine immer tiefere Spaltung der Gesellschaften. Dies, so die Befürchtung, könnte noch deutlich schwerwiegenderes nach sich ziehen. Ein jeder tut gut daran, Aussagen auf deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, ganz gleich, ob diese die eigene Meinung bekräftigen oder gar ins Wanken bringen: der Zweck heiligt nicht die Mittel.

Foto von Wildpixel auf iStock by Getty Images

Raphael Lulay

Politikwissenschaftler, Journalist & Finanzmarktbeobachter u.a. tätig für European Scientist, Block-Builders, zudem Handelskontor-Herausgeber. E-Mail: Kontakt@Raphael-Lulay.de

View Comments

  • Ich fürchte Sie haben bei Ihren Betrachtungen die veränderte Demografie nicht berücksichtigt.
    Selbst die Arbeitsgruppe des statistischen Bundesamtes räumt ein dies aus "vereinfachungsgründen" nicht dargestellt zu haben.

    https://www.heise.de/tp/features/Keine-Uebersterblichkeit-trotz-Covid-5001962.html

    Damit gibt es keine Übersterblichkeit in Deutschland und schon gar nichts was die völlig übertriebenen Maßnahmen rechtfertigen würde. Heute wurde übrigens ein Wirtschaftseinbruch von 5% veröffentlicht. Das wäre eine echte Nachricht ;).

    Ich würde mich freuen wenn Sie diese Daten in Ihren Artikel einarbeiten würden.

    • Sehr interessanter Ansatz/Link. Vielen Dank hierfür!
      Ich werde kommende Woche Aktualisierungen vornehmen respektive der Thematik einen separaten Artikel widmen.

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